Elfter A-cappella-Workshop mit Helmut Alba (Ömmel)
„Willkommen in meinem Wohnzimmer …,“
Ja, willkommen waren wir auf der Waldeck! Zwar oft schon beschrieben, dennoch immer wieder erwähnenswert: Die Rundum-Fürsorge für das leibliche Wohl durch die Waldeck-Mannschaft: Daniel, Maria, Georg, Dido und Happy sorgten bestens für uns. (Ich habe doch hoffentlich niemanden vergessen?). Das Essen war ein Augen- und Gaumenschmaus. Herrlich!
Dazu die Landschaft drum herum: Auch diese war in „gleichbleibender Qualität“ vorhanden. Wegkommen vom Getriebe des Alltags, das geht hier! Dazu schönster Sonnenschein bei frischen Temperaturen.
Deshalb ein vierstimmig vorgetragenes „Danke!“
Wie das klingen könnte, hören „Barbershoper“ (Augen zu und Gänsehaut)! Da es sehr gut klingt, kommt nun die Auflösung der Überschrift: Originalton Ömmel:
„Willkommen in meinem Wohnzimmer!“
Das Wohnzimmer gehört Ömmel. Es ist gefüllt mit Tönen, Akkorden und einer großen Anzahl von Tags (die harmonisch anspruchsvolle Ausschmückungen des gehaltenen Schlusstones eines Satzes), und wenn es auch bei uns so schön klang, erging von Ömmel die oben erwähnte Einladung. Will heißen: Unsere Töne störten nicht in seinem Innenraum.
Doch zwei Schritte zurück. Schon lange las und hörte ich vom Barbershop-Seminar auf der Waldeck. So richtig hingetraut habe ich mich nicht. Was tun? Verstärkung musste her. So lud ich mir Huberta, Ingrid und Thomas ein, als Unterstützung und Rückendeckung, um diese Art zu singen auszuprobieren. Es ging gut und dazu waren Mechthild und Dido sehr stimmfreudig mit in der Gruppe dabei. Es hat einfach Freude gemacht, zusammen zu singen!
Originalton Ingrid:
„Ob wir uns getraut hätten, zu diesem Wochenende zu fahren, wenn wir gewusst hätten, dass wir eine überraschend kleine Gruppe sein würden? Mich hat das anfangs unter Druck gesetzt, dass jede Stimme nur ein-, höchstens zweimal besetzt war. Jeder falsche Ton würde zu hören sein! Unsere kleine Vierergruppe, die aus Heidelberg angereist war, hatte ja schon lange Zeit zusammen Lieder gesungen.
Ich war aber sehr überrascht darüber, wie anders Singen sein kann. Plötzlich kommt es nicht mehr darauf an, sich anzustrengen und immer wieder unter Druck zu setzen. Was uns ja leider immer wieder in die Situation gebracht hatte, mit der Stimme zu pressen, bis sie heiser wurde.
Als Gegenmittel waren die Einsing-Übungen sehr hilfreich. Wir lernten den Hals von Schleim zu befreien, ohne die Stimmbänder durch Räuspern zu strapazieren. Erstaunt registrierten wir, dass wir danach auf Anhieb auch schwerere, z.B. höhere Töne trafen. Wir lernten, den Atem nicht aus dem Brustkorb zu pressen, sondern ihn durch Bauch- und Zwerchfellatmung von ganz unten her fließen zu lassen. Wir waren erstaunt darüber, dass der gesungene Ton, wie von selbst, immer länger gehalten werden konnte.
Ein wesentlicher Schwerpunkt des Seminars lag darauf, ob wir die Mitsänger hören konnten und ob wir mit unserer Stimme das sagten, was wir mochten. Das war das wichtigste Erlebnis des Wochenendes: Dies wunderbare Gruseln, wenn wir einen besonders schönen Akkord sangen! Ömmel wusste uns da hinzuführen, indem er uns plötzlich an einer Stelle mit einer langen Fermate anhalten ließ. Welch ein Klang! Manchmal waren das ganz ungewohnte Akkorde für uns, irgendwo aus dem Jazz geholt. Und diese Freude, wie sich das Ganze auflöste und rund wurde.
Interessant war für mich auch, dass ich anfing, leichte Vibrationen hören zu können, die entstehen, wenn zwei Töne nicht genau sauber zueinander passen. Schön war es zu erleben, diese Erfahrungen machen zu können, ohne das Gefühl, bloßgestellt oder unangenehm kritisiert worden zu sein. Ein Beispiel hierfür ist Ömmels Fähigkeit, einen falsch gesungenen Ton freudig als eine interessante Variante des Liedes aufzunehmen und diese weiterzuentwickeln. So haben wir mit großem Vergnügen viele kleine Liedfragmente (Tags) immer wieder neu genossen und daran unser Ohr geschärft und unsere Fähigkeiten ausgebaut.“
Ein Singen und Klingen den ganzen Workshop hindurch. Schon zum Frühstück, eine kleine vierstimmige Improvisation, um den schönen Morgen zu begrüßen. Wir konnten damit nicht nur uns, sondern auch Mitglieder des Chores erfreuen, der zur gleichen Zeit ein Probenwochenende hatte. Abends, beim Weine, weiter ausprobieren: Wie könnten neue Harmonien zu uns bekannten Liedern gefunden werden? Da geht es innerlich schon wieder los!
Sonntag-Morgen ein gemeinsames Einsingen der Anwesenden an der frischen Luft. Dann ging jede Gruppe wieder ihren eigenen musikalischen Weg.
Ein Wochenende gefüllt mit schönsten Harmonien, eine Stärkung für Leib und Seele. Wir sind wieder gerüstet für den Alltag.
Danke an Ömmel für die Vermittlung eines Singens, das Singen zu einem besonderen Erlebnis macht! Allen, die gerne mehrstimmig singen, sei der Workshop als gewinnbringende „Fortbildung“ empfohlen.
Der Peter Rohland Stiftung sei Dank für die Unterstützung, die diese Workshops auf der Waldeck ermöglicht!
Josef Engel
(aus: KÖPFCHEN 1+2/2012, Seite 22+24f.)