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Bernhard Hanneken: Peter Rohland

Aus: Booklet zur CD-Box „Deutschfolk“, 2021
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Peter Rohland

Der am 22. Februar 1933 in Berlin geborene Peter Rohland war die zentrale Figur auf dem Weg zum (bundes)deutschen Folkrevival. Geprägt durch die Schwäbische Jungenschaft (Fahrtenname: pitter) und französisches Chanson, studierte er zunächst Jura in Tübingen, dann Musikwissenschaft an der Freien Universität Berlin. Dort stieß er auf die Sammlung demokratischer Volkslieder von Wolfgang Steinitz und begann, selber Lieder zu erforschen und zu singen. 1960 brach er sein Studium ab, um sich ganz der Musik zu widmen; gleichzeitig begann er eine Gesangsausbildung als Bassbariton. Mit Diethard Kerbs und anderen entwickelte er die Konzeption der Festivals auf Burg Waldeck, die ab 1964 stattfanden und kulturstiftend für die heranwachsende 68er Generation wirkten. Im Frühjahr 1966 befasste er sich mit der Einrichtung eines eigenen „Studios für Volksmusik und Chanson“ im Schwabenhaus auf Burg Waldeck.

Nach frühen Liedern, die noch sehr dem Repertoire der Jungenschaften verhaftet waren, nahm Peter Rohland diverse thematisch geprägte LPs auf; zu den Texten steuerte er gelegentlich auch die Musiken bei. Als erster widmete er sich intensiv dem jiddischen Liedgut (bei ihm als Lieder der Ostjuden bezeichnet); am populärsten wurde er (zusammen mit Schobert Schulz) mit den Landstreicherballaden. Von seinen Freunden wurde pitter vor allem mit diesen Liedern identifiziert, da ihr antibürgerliches und anarchistisches Lebensgefühl als ein authentischer Ausdruck seiner Persönlichkeit empfunden wurde. In die gleiche Richtung zielte ein Programm mit Texten des französischen Dichters und Vaganten François Villon.

Zum politischen Sänger und Liedermacher wurde Peter Rohland ab 1965 mit den Liedern deutscher Demokraten aus dem Vormärz und der Revolution von 1848. Beim zweiten Festival auf Burg Waldeck Pfingsten 1965 stellte er das Programm erstmals in einem Workshopkonzert der Öffentlichkeit vor und sorgte damit für Aufsehen. Dieses Programm ist Peter Rohlands bedeutendste Leistung und sein wichtigster Beitrag zur Neubestimmung des deutschen Volkslieds.

Die Lieder, die Peter Rohland ausgegraben und erstmals wieder öffentlich gesungen hatte, bildeten in den 1970er Jahren den Grundstock des Repertoires aller Folkgruppen des Revivals in Ost und West. Was pitter leider nicht mehr erlebte: Peter Rohland starb mit nur 33 Jahren am 5. April 1966 an einer plötzlichen Gehirnblutung in Freiburg im Breisgau.