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Heinz Siebold: Ein Pionier des politischen Liedes

Aus: Badische Zeitung vom 5. April 2016. PDF-Download


Ein Pionier des politischen Liedes

Zum 50. Todestag des Sängers Peter Rohland

Viel zu kurz, nur 33 Jahre, dauerte sein unstetes Leben. Und dennoch hat er Bleibendes hinterlassen: Peter Rohland, Sänger und Liedermacher hat in den 1960er-Jahren in Kleinkunstkellern und 1964 auf der Burg Waldeck im pfälzischen Hunsrück erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg und der Nazizeit vergessene und verdammte politische Lieder vorgetragen und sie wieder ins Repertoire von Liedermachern bis zum heutigen Tag gesungen. Das von ihm angestoßene Revival deutscher Freiheitslieder wurde zum Politikum inmitten der aufsteigenden Beatlemania. „Es ist an der Zeit, den Nebel auseinanderzublasen, mit dem die Romantiker und die völkischen Ideologen unsere Volkslieder umgeben haben“, erklärte der als Wandervogel „Pitter“ genannte Rohland. Nicht nur harmlose Seemanns- und Vagabundenlieder, auch die jiddischen Lieder, die Lieder der verlorenen Revolution von 1848, das Liedgut der Arbeiterbewegung und des Widerstandes gehören seitdem wieder zu den Volksliedern. Walter Mossmann, Hannes Wader, Franz-Josef Degenhardt – die wichtigsten politischen Barden der folgenden Jahre – haben sich von ihm inspirieren lassen.

Peter Rohland wurde am 22. Februar 1933 in Berlin geboren und wuchs bei der Großmutter in Breslau auf. 1939 zog die Familie nach Stuttgart, später nach Göppingen. Der Vater, ein Berliner Rechtsanwalt, ließ sich als Opernsänger ausbilden und schulte auch die Stimme seines Sohnes. Die Mutter nahm die Kinder mit zur bündischen Jugend, in der auch „Pitter“ nach dem Krieg als Jugendleiter aktiv wurde und mit der Klampfe durch halb Europa zog.

Zwei Studienversuche brach er ab und begann, die wiederentdeckten Lieder auf die Bühne und auf Platten zu bringen. Der Lagerromantik („Vertäut am Abendstern“) folgten die jiddischen Lieder („Der Rebbe singt“), nach den 1848er-Liedern kamen die Balladen von François Villon. Noch bevor er diese auf einer Tour verbreiten konnte, starb er am 5. April 1966 in der Uniklinik Freiburg an den Folgen einer Gehirnblutung, die er zuvor in Karlsruhe erlitten hatte. Das Liederfestival auf der Waldeck und ein Peter-Rohland-Singewettstreit erinnern an den Liederwiederentdecker. Um Werk und Person von Peter Rohland kümmert sich eine Stiftung ehemaliger Freunde, sein Nachlass wird beim Deutschen Volksliedarchiv in Freiburg verwahrt.

Heinz Siebold


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