2. August 2008. Es ist Samstagabend. Vor dem Café-Bus auf der Waldeck sammeln sich mehr Zuschauer als erwartet zu einem Theaterereignis der besonderen Art. 35 Künstler aus sieben verschiedenen Ländern warten an zwölf Stationen kreuz und quer durchs Gelände mit Tanz, Pantomime und Theater auf. Unter dem Titel „rendez-vous“ besetzen da „Waldmonster“ die Salamander- Hütten, entgehen Fluggäste einer Bombe, landen „Außerirdische“ auf der Freilichtbühne und im Strohhaus klopfen drei „Geliebte“ gleichzeitig zum „candle-light-dinner“ auf der davor liegenden Festival-Wiese an. Auf der Terrasse des Mohrihauses sehen wir dann grundlos eifersüchtige Ehemänner mit beschwichtigenden Frauen in einer „histoire d’amour à la française“. Die Themen sind banal. Das Niveau der Darbietungen ist hoch.
Zehn Tage waren die jungen Künstler, zumeist Schauspielschüler, auf der Waldeck zusammen, um unter der Regie von Hotte Schneider eine zweistündige Performance auszuarbeiten. An den vorangegangenen Abenden dieser Summer Stage-Woche hatten die einzelnen „Länder-Gruppen“ bereits komplette Stücke präsentiert, die sie zu Hause vorbereitet hatten. Elemente daraus flossen in die hier gebotene gemeinsame Abschluss-Aufführung ein. Zudem waren viele Spiel-Stationen angereichert mit Ergebnissen aus mehrtägigen Workshops, die von den wohlausgesuchten Spezialisten Cécile Démonchy aus Frankreich (Theater), Józef Makocki aus Polen (Pantomime) und Tina Lindberg aus Schweden (Tanz) geleitet wurden. Alles in allem war es eine vielsprachige, mit Musik gewürzte Melange für ein einmaliges, ästhetisches Erlebnis.
Zehn Tage präsentierte sich die Waldeck ihren internationalen Gästen in strahlendem Sonnenschein. Pünktlich zum lang anhaltenden Schluss-Applaus setzte dann am Ende der Regen ein. Angesichts der perfekt abgewickelten Show könnte man meinen, es war so geplant.
Und es kam wie es kommen musste: Den Regentropfen folgten Tränen des Abschieds. Schon zwei Stunden nach Ende der Show mussten die vielgefragten Polen die Heimreise in ihrem Auto antreten. Um zwei Uhr morgens saßen die Franzosen in ihrem Tourneebus, um vier Uhr waren die Engländer auf dem Flughafen Hahn. Und ein paar Stunden später saßen Italiener, Schweden und Spanier im Flugzeug.
Es zeigt sich, dass über den Flughafen Hahn junge Menschen aus ganz Europa unkompliziert zu Treffen der besonderen Art auf der Waldeck zusammenkommen können. Man muss es einfach nur anpacken. So wie es hier Anita Wiersch vom Gastgeber „Bund Deutscher PfadfinderInnen, Landesverband RLP“ und das Leitungsteam in vorbildlicher Weise getan hat. Außer den ABWlern Anita Wiersch und Hotte Schneider gehörten zu diesem Leitungsteam noch Anna Zelno aus Valencia.
Das Projekt wurde gefördert durch die EU-Kommission im Rahmen des Programms „Jugend in Aktion” und die Peter Rohland Stiftung.
Hotte Schneider
Hierzu aus dem Gästebuch der ABW:
„Wie lange hatte ich mir schon vorgenommen, ‚Die Waldeck’ zu besuchen! Und wie genial, zur „Summer Stage“ des Weges zu kommen.
Das komplette Gelände bietet sich mit seiner vielfältigen Gestaltung als Naturbühne nur so an. Überall wurde Theater, Gesang, Musik, Pantomime und Tanz bis in die Nacht hinein studiert und (spontane) Darbietungen gegeben: Auf einer Hütte in malerischer Hanglage tauchten plötzlich staunende Waldgeister auf. Die weitläufige Wiese mutierte für Badende zum Strand. Eine lautstarke Eifersuchtsszene fand auf einer Terrasse ihre musikalische Lösung – und irgendwo vergaß wer einen dubiosen Koffer …
Dieses bunte Neben- und Miteinander europäischer Sprachen. Auch für fremdsprachlich Ungeübte super nett. Wenn das nicht mal ein gelungenes Stück Europa ist!
Und zum Abschied gab es von Peer für einige Interessierte eine nächtliche Führung durch das Archiv – vielen Dank!“
Dirk Makoschey, Köln
Aus: http://www.burg-waldeck.de/gaestebuch-index.htm.
Video, Fotos und Pressebericht zur Summer Stage siehe http://www.bdp-rlp.de/summerstage.html.
(aus: KÖPFCHEN 3+4/2008, Seite 24f.)